Die einfache Antwort auf diese Frage lautet: Ja! Es gibt nur sehr wenige Stoffe wie pollenfreie Hochgebirgsluft, bei denen sich die Wissenschaft einig ist, dass sie keine Allergien auslösen können.
Die Regenbogenpresse ist daher voll mit Warnungen, dass Tattoofarben so sicher zu Allergien führen, wie eine Priese schwarzer Pfeffer aus dem Streuer zum Niesen. Stimmt das oder erweisen sich die Schreiber der Boulevard-Zeitungen hier als eher unkundig, was das Thema Tattoo angeht?
Das Stichwort zur Beantwortung dieser Frage lautet: Kontaktallergie. Natürlich ist die Allergie gegenTattoofarben nicht vergleichbar mit einem Heuschnupfen. Es geht hier vielmehr darum, dass Inhaltsstoffe der Tinte so kontaktfreudig sein können, dass eine Reaktion mit Hautproteinen stattfindet.
In diesem Fall bekommt das Immunsystem sofort Mitteillung davon und leitet Maßnahmen ein, die sich etwas verzögert hauptsächlich in Ekzemreaktionen wie Rötungen, Entzündungen, Schwellungen beziehungsweise Jucken an der tätowierten Stelle ausdrücken können. In selteneren Fällen können auch weiter entfernte Hautpartien betroffen sein. Äußerst ungewöhnlich, jedoch nicht ganz ausgeschlossen ist auch, dass der ganze Körper Symptome zeigt.
Nicht jede auffällige, unangenehme oder sogar schmerzhafte Hautreaktion ist aber auf eine Allergie zurückzuführen. So ist das Einstechen der Farbe selber ein Eingriff in die Haut, der vom Körper sehr häufig mit ähnlichen Reaktionen beantwortet wird.
Nach dem Abheilen der durch die Nadeln verursachten Verletzungen verschwinden diese aber wieder. Eine allergische Reaktion findet oft erst später, manchmal nach Jahren statt.
Tritt eine solche Allergie ein, bleibt nichts weiter übrig, als das Allergen also in diesem Falle den auslösenden Kontaktstoff oder das Tattoo zu entfernen. Danach werden die Ekzemreaktionen abklingen.
Auch wenn alle Tattoofarben prinzipiell eine allergische Reaktion auslösen können, gibt es doch für die einzelnen Farbtöne ein unterschiedliches Risiko-Potential. Solltest Du Dich für klassisches Schwarz entscheiden, brauchst Du nur in sehr seltenen Fällen eine Allergie zu befürchten. Diese Tattoofarben basieren auf Kohlenstoff, der recht unproblematisch ist.
Alle anderen Farben enthalten Metalle oder metallische Derivate, Oxyde, Salze, Sulfide beziehungsweise andere Verbindungen, die Kontaktallergien als Ekzemreaktionen oder auch als Lichtempfindlichkeit auslösen können.
Anerkannte Tätowierer verwenden aber nur Farben, die nach der Tätowiermittel-Verordnung (TätV) zugelassen sind. Auch hier können alle Allergene vorhanden sein, solange sie in der Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 als mögliche Inhaltsstoffe oder Farbstoffe für Kosmetika aufgeführt sind.
Allerdings sind die Hersteller dazu verpflichtet, sämtliche Bestandteile zu benennen. Bei bekannten Allergien kann der Tätowierer so auf Tättoofarben ausweichen, die die kritischen Stoffe nicht enthalten. Sollte doch mal eine Allergie auftreten, kann der Arzt durch einen entsprechenden Test leicht überprüfen, ob die Tättoofarben nach TätV dafür verantwortlich sind. Schließlich ist es so, dass Kontaktallergien sehr häufig sind.
Rund 15 Prozent der Bundesbürger sind davon im Laufe ihres Lebens betroffen. Infrage kommen hier die unterschiedlichsten Auslöser, wobei das Tättoo keineswegs Ursache sein muss.
Wichtig ist also, dass Du Dir, bevor Du Dich tätowieren lässt, die verwendeten Tättoofarben genau anschaust. Ein renommierter Tätowierer wird allerdings von sich aus schon im Vorgespräch ausführlich auf die „Materialkunde“ seiner Farben eingehen und auch das Thema Allergien ansprechen.