Viele Seeleute waren und sind tätowiert. Für viele gehören diese beiden zusammen wie Pech und Schwefel. Schon Kinder lernen dieses Klischee. Und sei es nur durch die Zeichentrickfigur Popeye. Denn Popeye der Seemann trägt einen Anker als Tattoo auf dem Unterarm. Aber…
Um diese Frage zu beantworten, bedarf es zunächst einen Blick in die Geschichte. Tätowierungen sind keine Erfindung der Neuzeit. Der lebenslange Körperschmuck ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Und das wie die Gletschermumie „Ötzi“ aus dem 15. Jahrhundert beweist, nicht nur bei weit entfernten Naturvölkern, sondern auch hier. Im heutigen Europa.
Dass Tätowierungen nach Jahren oder Jahrzehnten der Vergessenheit auch in Europa wieder bekannt wurden, verdanken wir wohl Captain Cook. Dieser Seefahrer und seine Mannschaft machten bei ihren zahlreichen Reisen Bekanntschaft mit den Eingeborenen vieler Länder und deren Tätowierungen. Und mit der Crew kamen die Tattoos auf ihrer Haut in viele Häfen. Wo sich nach und nach eine Art Tattoo-Szene entwickelte.
Soviel zur Geschichte. Aber wie sieht es aus…
Ja, die gibt es in der Tat. Wobei diese Symbole heutzutage bei weitem nicht mehr nur bei Seeleuten anzutreffen sind. Die nautischen Motive sind zahlreich und waren zumindest früher nicht selten mit Aberglaube verbunden. Typische Seefahrer-Tattoos waren beispielsweise
Meist hatten die Tattoo-Motive der Seeleute etwas mit Schutz-Wünschen oder Aberglaube zu tun. Manche wiesen jedoch auch auf die Zugehörigkeit eines bestimmten Seefahrts-Bereichs hin.
– der Nautical Star ist an den Polarstern oder auch Nordstern angelehnt. Dieser war vor allem für die Astronavigation, wie sie in der Seefahrt eingesetzt wurde, von großer Wichtigkeit. Was die Bedeutung dieses Motivs betrifft, so steht es vor allem für Orientierung und Sicherheit. Eine ähnliche Bedeutung haben oft auch die Kompassrose sowie die Schwalbe. Sie sollen helfen, sicher den Weg in den Heimathafen zu finden.
– neben der eben genannten Bedeutung wurde die Schwalbe oft auch aus einem anderen Grund gestochen. Und zwar für eine bestimmte Anzahl an zurückgelegten Seemeilen.
– auf den ersten Blick haben diese beiden Tiere so gar nichts mit der Seefahrt zu tun. Wieder hilft ein Blick in Geschichte. Damals fanden sich Schwein und Hahn oft als Glücksbringer mit auf dem Schiff. Das war wohl auch einer der Gründe, warum Seeleute sich eben diese Tiere auf der Haut verewigen ließen. So sollten die Tiere als Schutz vorm Ertrinken dienen. Denn nicht selten überlebten einzigst Hahn und Schwein den Schiffbruch. Wobei dies vielleicht mehr den hölzernen Käfigen als ihren Schwimmkünsten zu verdanken war. Holz schwimmt ja bekanntlich oben.
– diese drei Motive standen für bestimmte erreichte Ziele. Die Schildkröte wurde nach dem Überqueren des Äquators gestochen. Der Anker zierte Seeleute, welche den Atlantik überquerten. Und der Drache erzählte vom Erreichen Chinas.
– auch bekannt als Seemannsgrab, sollte diese Tätowierung vor dem Untergehen des Schiffes schützen.
– dieses Motiv fand sich häufig in Verbindung mit einem Ortsnamen. Es sollte den Matrosen an seine Herkunft erinnern und diente zugleich als Glücksbringer.
– gekreuzte Kanonen bezeugten die Zugehörigkeit zur Marine
– diese Tätowierung wurde der Fischerei zugeschrieben
Nicht selten waren Seeleute auch an den Fingern tätowiert. Das verbreitetste Tattoo war an dieser Körperstelle die Worte „Hold Fast“. Buchstabe für Buchstabe über die Finger tätowiert, sollten die beiden Worte den Seemann ermahnen, die Seile gut zu vertäuen. Weitere Bedeutungen dieser Tätowierung waren angeblich die Unterstützung beim Kurs halten sowie als Schutz davor, über Bord zu gehen.
Und was war mit den Damen? Schließlich fanden sich davon so einige auf den Körpern der Seeleute. Tätowierungen, die eine Meerjungfrau zeigen, galten als Schutz vor dem Ertrinken. Und die Bildnisse leicht bekleideter Damen, die von Matrosen und Co. gerne präsentiert wurden? Diese hatten wohl keine spezielle Bedeutung, waren jedoch sicherlich nett anzusehen.
… hatten also oft ihren Grund im Aberglauben und im Wunsch nach Schutz. Auch als eine Art Logbuch oder Lebenslauf waren manche Motive anzusehen. Doch egal, aus welchem Grund Seeleute ihre Tattoos hatten oder haben: es ist definitiv mehr als nur ein Klischee, was den tätowierten Seemann zu etwas besonderem macht.