Jedes Genre hat ihre Legenden, so auch der Bereich der Tätowierkunst. Herbert Hoffmann ist eine davon.
Herbert Hoffmann wurde am 30.12.1919 in Pommern geboren. Er arbeitete als Tätowierer sowie als Fotograf und blieb der Kunst Tattoo bis zu seinem Tod eng verbunden. Herbert verstarb am 30.06.2010 in der Schweiz.
Wer denkt, Tattookünstler hätten immer schon ein wildes Leben und „sowieso nie etwas gescheites gelernt“, der sollte das Leben des Herbert Hoffmann genauer betrachten.
Hoffmann begann seine berufliche Laufbahn konservativ mit einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und war anschließend als Kaufmannsgehilfe tätig. Auch den Reichsarbeitsdienst absolvierte er.
In den Jahren 1941 bis 1945 diente Herbert Hoffmann als Soldat und musste eine vierjährige Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion erdulden. Und genau hier kam er zum ersten Mal mit dem Thema Tätowierung in Berührung, als er in einem tätowierten Deutsch-Balten einen guten Freund fand.
1949 kehrte Hoffmann aus der Gefangenschaft zurück nach Deutschland und begann eine Arbeit als Anzeigenaquisiteur. Doch die Leidenschaft für Tattoos brodelte bereits in ihm, so dass er sich alsbald selbst tätowieren lies. Seine erste Tätowierung: das Seefahrer-Motiv „Glaube, Liebe, Hoffnung“, in Erinnerung an seinen guten Freund aus der Kriegsgefangenschaft.
Herbert Hoffmann war beruflich viel auf Reisen und so zierten bald Tattoos zahlreicher Künstler seinen Körper. Darunter Werke von Albert Conelissen, Christian Warlich und Tatoyör Ole.
Doch es blieb nicht beim sich tätowieren lassen, denn Hoffmann entdeckte schon bald sein eigenes Talent für die Arbeit als Tätowierer. Er begann eine Lehre beim Hamburger Tattoo-Artist Christian Warlich und übte – damals noch mit Handnadeln – an Interessierten. Und fand letztendlich seine Erfüllung in seinem neuen Beruf als Tätowierer.
Im Jahr 1960 sollte ein eigenes Tattoostudio seine bisherige Karriere krönen. Doch dazu kam es nicht, denn es wurde keine Gewerbeerlaubnis erteilt. Was nun? Aufgeben? Nicht Herbert Hoffmann. Er machte weiter und kaufte schließlich nur 1 Jahr später den Tattooshop von Paul Holzhaus in Hamburg St. Pauli. Der Name seines Tattoogeschäfts: „Älteste Tätowierstube in Deutschland“.
Und das zurecht, denn nach dem Tod von Christian Warlich im Jahr 1964 war das Tattoostudio von Hoffmann eine Zeit lang das einzige wirklich professionelle Tattoostudio Hamburgs.
Die Akzeptanz von Tätowierungen in der Gesellschaft war stets ein großes Anliegen von Herbert Hoffmann. Doch nicht um jeden Preis. So lehnte er die vom Tattoo-Artist Manfred Kohrs initiierte Vereinigung der damals 14 Berufstätowierer ab.
1980 schlug Herbert Hoffmann neue Wege ein, verkaufte seinen Tattooshop an einen Mitarbeiter und zog ein Jahr später in die Schweiz. Gemeinsam mit seinem Partner Jakob Adler.
In den 90er Jahren war es endlich soweit, Tattoos kamen langsam in der Gesellschaft an und bei den Tattoo-Conventions vermischten sich immer mehr tätowierte und untätowierte Besucher. Auf zahlreichen dieser Veranstaltungen war auch Herbert Hoffmann als Ehrengast geladen.
Herbert Hoffmann starb am 30.06.2010 in der Schweiz.
Doch vergessen ist der großartige Tattoo-Artist Herbert Hoffmann bis heute nicht. Dafür hat er mit seinen zahlreichen professionellen Fotoarbeiten selbst gesorgt. So fotografierte er ab dem Jahr 1961 im Laufe seiner Tattoo-Karriere knapp 400 tätowierte Personen mit Geburtsjahr zwischen 1878 und 1952. Diese Werke gibt es heute noch und werden vertreten von der Galerie Gebr. Lehmann.
Und auch in bewegten Bildern blieb Herbert Hoffmann erhalten. So wird zum Beispiel im Dokumentarfilm „Flammend’ Herz“ unter anderem auch seine Geschichte erzählt.
Herbert Hoffmann, ein exzellenter Tätowierer, eine spannende Persönlichkeit und ein Leben, welches eindrucksvoll zeigt, dass Leidenschaft und Passion ein glückliches Leben beschert.